Tauss kritisiert Post am Tag des Ehrenamts
Während der Tag des Ehrenamts zu vielen Sonntagsreden über die Bedeutung des bürgerschaftlichen und unbezahlten Engagements genutzt wird, nimmt auch im Landkreis die praktische Behinderung von Ehrenamtlichen zu. Ein krasses Beispiel wurde jetzt ausgerechnet bei der im Aktienbesitz des Bundes stehenden Deutschen Post AG bekannt. Darauf wies der Bruchsaler Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss deren Vorstandsvorsitzenden, Dr. Klaus Zumwinkel, hin. Der SPD - Mann bezeichnete es gegenüber dem Postvorstand als inakzeptabel, dass sein Unternehmen ehrenamtliche Tätigkeiten behindere. Tauss verwies auf einen Postmitarbeiter, der regelmäßig von seinen Vorgesetzten daran gehindert werde, an Sitzungen des Gemeinderates teilzunehmen oder als Schöffe vor Gericht zu erscheinen. Hierfür werde "Personalknappheit" als Grund angegeben. Wenn dieses Beispiel Schule mache, so Tauss, wird es bald nicht mehr möglich sein, Beschäftigte der freien Wirtschaft für ehrenamtliche Tätigkeiten in Sport, Politik bis hin zur Feuerwehr zu gewinnen. Deshalb müssen solche Behinderungen ehrenamtlicher Arbeit, gegebenenfalls mit gesetzlichem Nachdruck, unterbunden werden. Nach Auffassung von Tauss müsse es in der Gesellschaft demgegenüber üblich werden, das Ehrenamt im Beruf und bei allen sich bietenden sonstigen Anlässen zu unterstützen. Der Abgeordnete will dabei mit gutem Beispiel vorangehen. So benennt er für den im Rahmen eines deutsch - amerikanischen Programms für jeweils ein Jahr stattfindenden USA - Aufenthalt für Jugendliche nur solche Teilnehmer aus dem Landkreis, die auch ehrenamtliches Engagement vorweisen können. Dies ist für mich wichtiger als das "Einserzeugnis" betont Tauss, der will, dass sein Beispiel auch Schule macht. Wenn ehrenamtlich engagierte Jugendliche bei der Ausbildungsplatzvergabe bis hin zum Studienplatz und bei Einstellung in einen Betrieb mit einer Bevorzugung statt einer Diskriminierung rechnen könnten, wird auch mehr Engagement für die Gesellschaft unmittelbare Folge sein. Tauss schlägt deshalb vor, mittels einer Erklärung zum Ehrenamt solche Förderungen öffentlich transparent und zur Grundlage für Wirtschaft, Verwaltung und Politik zu machen. Diese Erklärung sollte von möglichst vielen Beteiligten im Landkreis, von den Bürgermeistern bis zu den Verbänden der Wirtschaft und der Unternehmer, unterzeichnet werden. Ein solches Bündnis für das Ehrenamt wäre über Sonntagsreden hinaus der beste Erfolg eines "Tags des Ehrenamts", betonte Tauss, der im neuen Jahr alle Interessierten zu Gesprächen über die Realisierung seines Vorschlags einladen wird.