Jörg Tauss, MdB


Mit Fachkräften von außen "Bundesliga" statt "Regionalliga"

Großer Bedarf für "Green-Card" in der TechnologieRegion

"Nur ein Blinder ist gegen Inder"

Auf dem Sektor der Neuen Medien und der Informations- und Kommunikationstechnologie fehlen auch in der TechnologieRegion Karlsruhe in erheblichem Maße hochqualifizierte Fachkräfte. Vor allem kleine und mittlere Firmen können den Bedarf an Informatikern zur Zeit nicht mehr mit eigenen Nachwuchsleuten und Arbeitslosen decken. Ausdrücklich wurde deshalb die Initiative der Bundesregierung begrüßt, auch ausländische Fachkräfte für die Arbeit in unserer Region zu interessieren.

Dies war das einhellige Ergebnis eines Expertengesprächs, zu dem der SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Behörden, wie dem Karlsruher Arbeitsamt, nach Bruchsal geladen hatte. Tauss betonte, dass es ihm trotz des Widerstandes der CDU darauf ankomme, die Region im bundesweiten Wettbewerb um die besten Fachkräfte aus aller Welt möglichst weit vorne zu platzieren. Deshalb sei auch ein parteiübergreifendes Vorgehen notwendig. Andernfalls laufe die TechnologieRegion Gefahr, sich wie zur Zeit im Fußball nicht weiter in Richtung "Bundesliga sondern Regionalliga zu entwickeln". Zur bundesweiten Lockerung von Arbeits- und Aufenthaltserlaubnissen gebe es daher derzeit keine Alternative.

Professor Zorn von der Karlsruher Informatikfakultät brachte die gegenwärtige öffentliche Diskussion über diese Fachkräfte auf den Punkt: "Nur ein Blinder ist gegen Inder". Dennoch seien, so die Forderung des Geschäftsführers des Karlsruhe Technologieparks, Lüdtke, auch verstärkte eigene Bildungsanstrengungen in Deutschland erforderlich. Gerade hierzu bereite der Bruchsaler Abgeordnete auch im Berliner Parlament entsprechende Initiativen vor. Tauss wies im übrigen darauf hin, dass die jetzt benötigten Spitzenleute "nicht hungrig an der Grenze stehen und auf die große Gnade warten, endlich ins gelobte Deutschland eingelassen zu werden. Wir müssen", so Tauss "in starker Konkurrenz zu anderen Staaten, wie den USA, um diese Menschen werben." Dazu gehöre auch ein möglichst zügiges und unbürokratisches Antrags- und Genehmigungsverfahren und ein verbessertes Aufenthaltsrecht. Tauss bedauerte deshalb, dass ausgerechnet Behörden wie Landratsamt und Regionalverband der Einladung zu diesem Gespräch nicht gefolgt waren und auch keine Vertreter entsenden konnten.

Kleine Firmen beklagten gerade ausländerrechtliche Probleme, wenn es darum ginge, qualifizierte Studierende nach Studienabschluss auch nur vorübergehend zu beschäftigen. Hier wurde spontan vom Arbeitsamt Karlsruhe schon im Rahmen der gegenwärtigen gesetzlichen Möglichkeiten unbürokratische Hilfe zugesagt. Insbesondere die Vertreter der kleinen Betriebe forderten auf diesem Gebiet mehr Unterstützung durch die Politik ein. Denn, so die Sorge, "kleine Betriebe haben weder die Kontakte zu anderen Ländern noch den Stab der Großkonzerne, die sich gezielt mit Personal verstärken können". Die IHK Karlsruhe sagte deshalb auch eine gezielte Unterstützung durch ihre Auslandshandelskammern zu. Armin Rupalla vom Bruchsaler Innovations- und Gewerbezentrum (BIG) verlangte darüber hinaus, dass 2/3 der sogenannten "Green Cards" auch tatsächlich solchen kleinen und innovativen Firmen vorbehalten werden, die in der Vergangenheit auch den Großteil der Ausbildungsanstrengungen erbracht hätten.

Gleichzeitig solle, so der einmütige Wunsch, darauf hingewirkt werden, dass die TechnologieRegion beim Wettbewerb um Spitzenkräfte gemeinsam an einem Strang zieht. So sei es dringend notwendig, freie Arbeitsplätze auch tatsächlich zur Bedarfsabschätzung an die Arbeitsämter zu melden. Diese Stellen, so die Verabredung in Bruchsal, sollen mit entsprechenden Hinweisen auf Antragsverfahren auch im Internet veröffentlicht werden. Umgekehrt könnten sich Bewerber aus anderen Staaten auf einer solchen Internet - Seite künftigen Arbeitgebern und Kooperationspartnern persönlich vorstellen.

Prof. Wolfgang Zorn regte in diesem Zusammenhang an, das Augenmerk vor allem auf Studierende und ehemalige Studierende in der Region zu richten, die eventuell daran interessiert seien, für einige Zeit wieder nach Deutschland zurückzukehren oder nach dem Studium noch einige Jahre zusätzliche Erfahrung zu sammeln. Dies eröffne, auch nach übereinstimmender Auffassung der am Gespräch Beteiligten, langfristig zusätzliche Chancen auf interessante neue Kooperationen zwischen Firmen der Technologieregion mit dem Ausland über diese Fachkräfte. Ihnen müsse deutlich gemacht werden, dass wir sie brauchen und sie auch gerne willkommen heißen.


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