Jörg Tauss, MdB


Wir drucken hier den Bericht der Badischen Neuesten Nachrichten vom 23. Juli 1998 zur Technologietransfertagung der SPD-Bundestagsfraktion und des Abgeordneten Jörg Tauss ab.


Zwischen Wirtschaft und Grundlagenforschung

Universitäten sollen sich kundenorientierter geben / SPD-Tagung zum Technologietransfer

Von unserem Mitarbeiter
Klaus Müller

  Bruchsal. In den vergangenen Jahren wurden die Innovationszyklen immer kürzer. Entsprechend wichtig sind eine breite Forschung und die wirtschaftliche Nutzung der Forschungsergebnisse. Dabei fällt dem Technologietransfer von Forschungseinrichtungen und Hochschulen zu kleineren und mittleren Betrieben eine zunehmend entscheidende Rolle zu. Wie aber läßt sich ein effektiver Technologietransfer in die Praxis umsetzen? Dieser Fragstellung näherten sich in Bruchsal die Teilnehmer einer Technologietransfertagung. Unter Mitwirkung des SPD-Bundestagsabgeordneten Jörg Tauss hatte die Bundestagsfraktion der SPD die Tagung organisiert.

  Wenn auch der Wissensaustausch mit finanzstarken Partnern aus der Wirtschaft relativ gut funktioniert, gibt es im Bereich der mittelständischen und kleineren Betriebe durchaus Defizite. "Meistens verfügen solche Unternehmen über keine eigene Forschungsabteilung und sind somit auf die Hilfe von außen angewiesen", erklärte Jürgen Wüst vom Forschungszentrum Karlsruhe. Nur wie den richtigen Ansprechpartner finden? Einerseits, so Wolfgang Glatthaar, Generalbevollmächtigter der DG Bank, müßten die betroffenen Forschungseinrichtungen mehr kundenorientiert arbeiten. Also nicht wie an zahlreichen Universitäten üblich, sich allein um große, langfristige Forschungsprojekte bemühen, sondern ebenso auf Anfragen kleinerer "Kunden" eingehen." Voraussetzungen dafür sind nach Einschätzung des IWKA-Aufsichtsratsvorsitzenden Wolf Hartmut Prellwitz umfassende und schnellzugängliche Informations- und Kommunikationsangebote. "Ansonsten", ergänzte Martin Schaettgen von der Gesellschaft für innovative Unternehmensentwicklung Karlsruhe, "haben bestimmte Betriebe kaum Möglichkeiten, an die namhaften und wirklich guten Professoren der Unis ranzukommen."

  Ohnehin gibt es einige Diskrepanzen zwischen Wirtschaft und Universität über den Wirkungsbereich der freien Wissensstätten. Glatthaar forderte von den Universitäten mehr Wirtschaftlichkeit. Prellwitz kann sich sogar vorstellen, die Hochschulen in private Rechtsformen unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten umzuwandeln. Für eine Unabhängigkeit der Universitäten und insbesondere für die Beibehaltung der freien Wissenschaften sprach sich Sigmar Wittig, Rektor der Uni Karlsruhe, aus. Am Ende, so das einhellige Urteil aller Beteiligten, müßte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Grundlagenforschung und wirtschaftlich orientierter Auftragsforschung geschaffen werden.

  Und die Aufgabe der Politik? Tauss: "In jedem Fall sollten die Technologieberatungen verbessert und der gesamte Technologietransfer transparenter gestaltet werden." Überdies gelte es, steuerrechtliche Modelle zu entwickeln, die auch kleineren Unternehmen eine Beteiligung am Wissenstransfer ermöglichten.


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