Der bildungs- und forschungspolitische Sprecher der SPD- Bundestagsfraktion, Jörg Tauss, nimmt zu den Meldungen über den PISA-Ländervergleich wie folgt Stellung
Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, jetzt ist er da: Die PISA-Studie wird von der Union nicht als Chance für eine Reform des Bildungswesens in Deutschland begriffen, sondern mit der heutigen tendenziösen Veröffentlichung für durchsichtige parteipolitische Spielchen missbraucht. Selbst wenn die Vorabveröffentlichung vom frühen Samstagmorgen richtig sein sollte: Der Vergleich Bayerns mit Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern ist in dieser Form lächerlich. Denn der eigentlich seriöse Vergleich Bayern oder Baden- Württemberg mit den PISA-Spitzennationen Finnland oder Kanada wird von Herrn Stoiber offensichtlich gescheut. Deutschland spielt bildungspolitisch aber in allen Bundesländern Zweite Liga. Auch in Bayern. Aus diesem Grunde sind die durchsichtigen Jubelmeldungen nicht nur unseriös, sondern schaden der Bildungspolitik insgesamt. Nach PISA hat die Chance bestanden, sich auf Bildungsreformen zu besinnen. Nun wird daraus ein primitiver Klamauk des bayrischen Kanzlerkandidaten. Gleichzeitig werden offensichtlich nur Teilaspekte der PISA-Studie herangezogen. Bayern ist beispielsweise bundesweit Schlusslicht in der Abiturientenausbildung und muss deshalb Fachkräfte importieren. Bayern ist Schlusslicht bei der Ganztagesschule. Demgegenüber ist Bayern im internationalen Vergleich weder bei der Leistung seiner Spitzenschülerinnen- und schüler wirklich gut, noch bei dem Vergleich seiner Leistungen bei weniger begabten Kindern. Bayern erschließt seine Bildungsreserven bei Migrantenkindern so wenig wie andere Bundesländer. Wenn Deutschland Bildungsweltmeister werden soll, muss es gerade auch in Bayern mit der Bildung besser werden. Mit Stoibers Getöse soll davon abgelenkt werden.