Softwarezauber:
Die von Bundesinnenminister Kanther angekündigte Suchsoftware nach Knderpornographie im Internet wird vom Internet- Experten der SPD, Jörg Tauss, als "grober Unfug" bezeichnet. Eine solche Software ist schon technisch fragwürdig, weil sie nur nach bekannten Stichworten suchen kann. Genausogut kann Kanther eine Maschine fordern, die nach Stichworten den gesamten Post,- Paket- oder Telefonverkehr durchleuchtet.
Es ist daher an der Zeit, daß in Deutschland endlich jemand Innenminister
wird, der vom Internet wenigstens ein Mindestmaß an Ahnung hat. Das Geld zur
Entwicklung nutzloser Software soll Kanther besser in die Ausbildung der
Polizei und in die Einrichtung einer Koordinierungsstelle in Sachen
Kinderpornographie beim Bundeskriminalamt stecken.
Ein einziger intelligenter Polizist kann dann mehr bewirken als Kanthers
fauler Softwarezauber.
Gleichzeitig muß endlich erkannt werden, daß das Problem der Kinderpornografie kein Problem des Internet sondern ein Problem der Durchsetzung nationalen Rechts und der Strafverfolgung im internationalen Bereich ist. Kanthers Schaumschlägerei soll von den hier vorliegenden Versäumnissen der Bundesregierung ablenken.
Aber auch ansonsten ist Kanthers Softwareidee abenteuerlich: Selbst wenn es technisch ginge, das gesamte Netz mit einer Software auf Stichwort zu überwachen, muß immer noch die Frage erlaubt sein, ob diese Technik erwünscht ist. Denn mit der gleichen Technik können dann Staaten wie China und Iran das Netz auf "Demokratie" und "Freiheit" durchsuchen und überwachen lassen.