Jörg Tauss, MdB


Aktuelle Stunde im Deutschen Bundestag am 11. Mai 2000 zu Computerkriminalität:

Datenschutz und Datensicherheit kommt eine Schlüsselrolle zu - Tauss warnt vor Panikmache

Aus aktuellem Anlass beschäftigt sich der Deutsche Bundestag heute mit den Gefährdungspotentialen durch Computerkriminalität und Computersabotage, wofür der Computervirs "I love you", der das globale Datennetz binnen 72 Stunden in Angst und Schrecken versetzte, den konkreten Anlass gibt. Abzuraten ist jedoch von Hysterie und Panikmache, denn Angst war schon immer ein schlechter Ratgeber. Jedoch zeigt der Loveletter-Virus und die heutige Debatte - wie dies auch der Bundesinnenminister feststellt - einmal mehr, dass der Sicherheit in der Informationstechnik eine Schlüsselrolle zukommt. Datenschutz und Datensicherheit werden zu den zentralen Akzeptanzvoraussetzungen der sich herausbildenden Informations- und Wissensgesellschaft. Wenn die heutige Debatte auch ein positives Signal darstellt, dann vor allem deshalb, weil die Bedeutung der Themen Datenschutz und Datensicherheit in der Politik, in den Medien und im Bewusstsein der einzelnen Nutzer endlich erkannt ist.

Bevor nun übereilt - fast schon reflexartig und wie immer zuerst aus Bayern - der Ruf nach schärferen Gesetzen kommt, sollte zunächst eine Evaluierung stehen, was denn eigentlich passiert ist. Und dann fällt folgendes auf: Die Zahl der privaten Nutzer, die durch diesen Computervirus geschädigt wurden, scheint relativ gering zu sein, während vor allem Behörden und Verwaltungseinrichtungen - darunter ja auch die Bundesverwaltung - Ziel dieser Attacke waren. Und ein zweites fällt auf: Dass nämlich offensichtlich nur die Nutzer einer bestimmten Software Ziel dieses Angriffs waren und dass diese Software es dem Virus - aufgrund ihres De-Facto-Standards und der daraus resultierenden "Monokultur" - sowie deren mangelnde standardmäßige Sicherheitseinstellungen auch absolut einfach gemacht haben.

Deutlich macht dieser Computervirus damit folgendes: Man kann und muss - und das gilt für jeglichen Nutzer der neuen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten - gegen derartige Angriffe schützen. Das wichtigste - und damit viel wichtiger als der Ruf nach Gesetzen, die es bereits gibt oder aber nach deren Verschärfung - ist die Sensibilisierung der Nutzer auf mögliche Gefährdungen und die Ermöglichung eines wirksamen Selbstschutzes.
Staatliche Aufgabe ist es auch, durch eigene Nachfrage den Markt für "sichere Software" zum Nutzen von Wirtschaft und Verbrauchern zu verbreitern.


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