Anlässlich eines Vortrags zur Zukunft der Fachinformation und Fachkommunikation auf der Frankfurter Buchmesse beim Forum Zeitschriften e.V. erklärt der Beauftragte für Neue Medien der SPD-Bundestagsfraktion, Jörg Tauss:
Eine leistungs- und zukunftsfähige Fachinformation und Fachkommunikation ist eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg einer Gesellschaft, die zunehmend auf Information und Wissen basiert. Eine aktive und innovative Fachinformationspolitik ist notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft und Leistungsfähigkeit der Wissenschaft in Deutschland zu sichern.
Oberstes Ziel einer solchen verantwortlichen Politik muss es sein, die Mitglieder und Institutionen der Gesellschaft in die Lage zu versetzen, sich den Zugriff auf die relevanten Informationsquellen zu zumutbaren fairen Bedingungen zu sichern sowie Informationsprodukte bewerten und nutzen zu können. Gerade in der freien Marktwirtschaft besteht für diesen zentralen Bereich der Informationswirtschaft daher ein erheblicher politischer Steuerungs- und Handlungsbedarf. Die enormen Chancen der entstehenden Wissens- und Informationsgesellschaft lassen sich nur mit einer aktiven Gestaltungspolitik realisieren, ihre zweifelsohne bestehenden Risiken nur durch klare Rahmenvorgaben minimieren. So muss beispielsweise der Zugang der Wissenschaft zu fairen Bedingungen zu den Ressourcen der öffentlichen und kommerziellen Informationsmärkte gesichert sein.
Fachinformationspolitik muss den allgemeinen, auch von der UNESCO propagierten Kulturauftrag anerkennen, das jetzige Wissen zukünftigen Generationen zugänglich zu halten. Um im internationalen Maßstab und für die Politikberatung handlungsfähig zu sein, braucht die Bundesrepublik dringend neue, überschaubare, leistungsfähige, mit allen Bereichen der Fachinformation vernetzte, Informationsinfrastruktureinrichtungen. Jede Zeit muss die ihren technischen und methodischen Möglichkeiten entsprechenden Formen der Organisation von Wissen und Information neu herausbilden und politisch absichern.
Fachinformation, Archivierung von Wissen zum Zweck zukünftiger, gegenwärtig vielleicht noch unbekannter Nutzung ist eine der zentralen Kulturaufgaben, wie sie auch die UNESCO ausdrücklich formuliert hat. Der Zugang zu Informationen muss ein europäisches Grundrecht werden, das sowohl dem Recht auf Datenschutz und auf Informationsfreiheit einen Rahmen gibt, als auch der gesellschaftspolitischen Frage des Zugangs zu Wissen eine zentrale Rolle zuweist. Aus diesem Grund sollte geprüft werden, ob der derzeitige Entwurf zur EU-Grundrechtecharta diesen Aspekt umfassend berücksichtigt.