Eckwerte des Arbeitskreises "Zukunft der Fachinformation":
Fachinformation und Fachkommunikation in der Informations- und
Wissensgesellschaft -
Eckwerte für eine neue Fachinformationspolitik in der
Bundesrepublik*
Zusammenfassung:
Die moderne, auf Information und Wissen basierende, Gesellschaft ist
schwer vorstellbar ohne eine leistungs- und zukunftsfähige Fachinformation und Fachkommunikation.
Um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten, die Leistungsfähigkeit von Wissenschaft,
Politik und Verwaltung zu garantieren sowie die dauerhafte Bildung einer aufgeklärten
Öffentlichkeit im demokratischen Gemeinwesen zu ermöglichen, ist es dringend erforderlich, die
seit Mitte der 90er Jahre festzustellende Stagnation in der Fachinformationspolitik in
Deutschland zu durchbrechen. Oberstes Ziel einer verantwortlichen Fachinformationspolitik muß es
sein, die Mitglieder und Institutionen der Gesellschaft in die Lage zu versetzen, informationell
autonom zu agieren, d.h. sich den Zugriff auf die relevanten Informationsquellen zu zumutbaren
fairen Bedingungen zu sichern und die Informationsprodukte bewerten und nutzen zu können.
(1) Die Märkte der Information sind nicht nur kommerzielle Marktplätze, sondern auch Foren des
öffentlichen Austauschs von Wissen. (2) Aus Daten und Informationen Wissen als intellektuelles
Kapital ableiten zu können, ist wesentlicher Erfolgsfaktor in allen Bereichen. Information
sollte nicht länger nur als Voraussetzung für Wachstum, sondern für Wettbewerbsfähigkeit im
globalen Maßstab gesehen werden. (3) Der Informationswirtschaft kommt in der Informations- und
Wissensgesellschaft eine Schlüsselrolle zu. (4) Ihr müssen Anreize und Vorgaben zur Gestaltung
einer verantwortungsvollen und fairen Produkt- und Preispolitik gegeben werden. (5) So besteht
auch in der Marktwirtschaft ein erheblicher Steuerungs- und Handlungsbedarf des Staates für den
zentralen Bereich der Informationswirtschaft. (6) Der freie Zugang der Wissenschaft zu den
Ressourcen der öffentlichen und kommerziellen Informationsmärkte muß gesichert sein. Frei steht
nicht für eine ausschließlich kostenlose Verfügbarkeit, sondern für den ungehinderten Zugang zu
Informationen sowie die uneingeschränkte Kommunikation zu effizienten und fairen Kosten. (7) So
müssen beispielsweise neue Formen der Direktpublikation und -verteilung entwickelt werden. (8)
Auch die Rationalität und Effizienz von politischen und administrativen Handlungen muß durch
verstärkte Nutzung von (Fach)Information gesteigert werden. Gleichzeitig muß eine stärkere
Öffnung von öffentlicher (Fach)Information für das allgemeine Publikum erfolgen. (9) Die
Fachinformationspolitik muß dem Rechnung tragen, daß heute, ergänzend zu den traditionellen
Medien, neue direktere Formen der Bildung von Öffentlichkeit möglich und erwünscht sind. (10)
Fachinformationspolitik muß den allgemeinen Kulturauftrag anerkennen, das jetzige Wissen
zukünftigen Generationen zugänglich zu halten. (11) Die Informationsgesellschaft kann sich nicht
ohne ausreichende Informationskompetenz auf allen Ebenen der Ausbildung und in allen Bereichen
der Fortbildung entwickeln. Dazu gehört auch die Fortbildung der Lehrer und Ausbilder. (12)
Fachinformationspolitik muß angesichts der Relevanz für alle Bereiche einen hohen Transparenzgrad
anstreben. (13) Die sich an den Vorgaben der 70er Jahre orientierende Struktur der
Fachinformationszentren (FIZe) muß in leistungsfähige vernetzte Organisationsformen eingebettet
werden, anstatt eine unreflektierte Privatisierung vorschnell als oberstes Ziel zu verfolgen.
(14) Um im internationalen Maßstab und für die Politikberatung handlungsfähig zu sein, braucht
die Bundesrepublik dringend eine neue (d.h. überschaubare, leistungsfähige, mit allen Bereichen
der Fachinformation vernetzte) Informationsinfrastruktureinrichtung .
Jede Zeit muß die ihren technischen und methodischen Möglichkeiten entsprechenden Formen der
Organisation von Wissen und Information neu herausbilden und politisch absichern. Was die
Enzyklopädien, die Bibliotheken und Archive in der Vergangenheit bis heute leisten, wird
zunehmend Aufgabe der durch Informations- und Kommunikationstechniken bestimmten elektronischen
Informationsmärkte und ihrer Dienste. Verantwortungsbewußte Gesellschaften dürfen die Aufgaben
der Organisation von Wissen und Organisation nicht allein dem freien Spiel der Kräfte
überlassen. Dazu steht zu viel für alle gesellschaftlichen Bereiche auf dem Spiel.
Die Bundesrepublik Deutschland zeichnet sich seit 1974 durch eine bemerkenswerte Kontinuität bei
der Förderung und Koordination des Fachinformationsgebietes aus. Gleichfalls ist aber
unverkennbar, daß sich in den vergangenen Jahren Verkrustungen und damit ein Reformstau auch auf
dem Fachinformationsgebiet ergeben haben, die es dringend zu überwinden gilt. Deutschland ist
seit etwa 1996 international gegenüber Ländern wie USA, Kanada, Australien, aber auch Finnland,
um nur diese zu nennen, zurückgefallen. Das ist u.a. zurückzuführen
- auf die unzureichende Aufnahme der aus der Wissenschaft vorgelegten Konzepte und damit auf
die zu niedrige Innovationsrate bei Produkten und Organisationsformen,
- auf die wenig erfolgreiche Umsetzung von Förderinitiativen wie Info2000 oder Global
Info,
- auf die ungenügende Repräsentation Deutschlands in entscheidenden internationalen Gremien
wie dem WordWideWeb-Konsortium (W3C),
- auf die ungenügende Einbindung der verschiedenen Organisationen der Informationswirtschaft
und -wissenschaft,
- auf das Fehlen einer umfassenden Konzeption für Aus- und Weiterbildung (zum Schaffen von
Informationskompetenz)
- und auf mangelnde Transparenz und Koordination von Seiten der Politik (z.B. BMBF und
BMWi).
Es wird von der neuen Bundesregierung daher ein Neuansatz in der Fachinformationspolitik
gefordert und erhofft, der vom Arbeitskreis Fachinformation hier in den Grundzügen formuliert
wird. Es sollen damit Denkanstöße gegeben werden, die in einer breiten Öffentlichkeit und in
den entsprechenden politischen Institutionen und Gremien diskutiert werden sollen. Die
Arbeitsgruppe regt für diese Diskussion ein einjähriges Moratorium an, in dem keine
grundlegenden strukturellen Entscheidungen von Seiten der Politik bzw. von Seiten des BMBF und
BMWi getroffen werden sollen, vor allem bezüglich einer derzeit diskutierten Privatisierung von
Fachinformationsleistungen, z.B. von FIZen und anderen Instituten der Dokumentations-,
Informations- und Informationsverteilungs-Infrastruktur. Fachinformationspolitik muß wegen
ihrer Bedeutung für die Gesamtgesellschaft auf einem breiteren gesellschaftlichen Konsens
aufgebaut sein. Der Arbeitskreis "Zukunft der Fachinformation" legt folgende Eckwerte einer
Fachinformationspolitik vor (die dann in entsprechende Maßnahmen von Programmen umgegossen
werden müssen), die die (Weiter-) Entwicklung einer zukunftsweisenden Fachinformations- und
Fachkommunikationspolitik maßgeblich leiten und beschleunigen sollen:
- Handlungsbedarf des Staates: Wir sehen einen dringenden Handlungs- und Gestaltungsbedarf
des Staates. Die bisherige, fast schon dogmatisch gewordene, Position des Setzens auf
Privatisierung wichtiger Bereiche der Fachinformation muß neu bedacht werden, ohne damit
grundsätzlich die Berechtigung und Leistungsfähigkeit eines freien Informationsmarktes in
Zweifel zu ziehen. Die Märkte der Information sind nicht nur kommerzielle Marktplätze, sondern
auch Foren des öffentlichen Austauschs von Wissen. Dem Auf- und Ausbau von Informations- und
Kommunikationsinfrastrukturen kommt die gleiche Bedeutung zu, wie sie die traditionellen
Infrastrukturen (z.B. für Verkehr oder Energieversorgung) seit langem haben. Oberstes Ziel
einer verantwortlichen Informations- und Kommunikationspolitik (IuK-Politik) und damit auch
der Fachinformationspolitik muß es sein, den Mitgliedern und Institutionen der Gesellschaft
zu ermöglichen, informationell autonom zu agieren, d.h. ihnen den Zugriff auf die relevanten
Informationsquellen zu zumutbaren fairen Bedingungen zu sichern, und die Bürgerinnen und
Bürger in die Lage zu versetzen, Informationsprodukte bewerten und nutzen zu können. Aus
diesem allgemeinen Ziel leiten sich die folgenden weiteren ab, die jeweils auf die
unterschiedlichen Bereiche der Gesellschaft bzw. Volkswirtschaft bezogen sind.
- Wirtschaft: Die Informationsgesellschaft ist in ökonomischer Hinsicht wesentlich
dadurch geprägt, daß in ihr die Verfügung über Wissen zu den wesentlichen Erfolgsfaktoren
gehört. Nicht umsonst wird zum Bewertungsmaßstab von Organisationen und Unternehmen, auch an
der Börse, die Einschätzung ihres intellektuellen Kapitals. Dieses Kapital kann immer weniger
aus den Organisationen heraus selber erarbeitet werden, sondern ist auf die Erschließung der
Information aus den entstehenden globalen Informationsmärkten angewiesen. Die Kompetenz von
Organisationen beruht nicht zuletzt darauf, die vorhandenen Informations- und
Kommunikationsstrukturen in technischer und methodisch-inhaltlicher Sicht für ihre Zwecke
einzusetzen. Alle Maßnahmen zur verstärkten Zusammenarbeit von Wissensproduzenten und
Wissensanwendern und zur Erschließung aller Ressourcen müssen unterstützt werden. Dabei sollte
Fachinformation aus ökonomischer Sicht nicht länger nur als Voraussetzung für Wachstum gesehen
werden, sondern als unverzichtbare Grundlage der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft
im globalen Maßstab und damit als Grundlage des gesellschaftlichen Reichtums insgesamt.
- Informationswirtschaft: Die Informationswirtschaft, also der Bereich der allgemeinen
Volkswirtschaft, der für die Produktion, Aufbereitung und Verteilung von Informationsprodukten
und -dienstleistungen zuständig ist, ist der Motor der Wirtschaft in der
Informationsgesellschaft. Ihre Bedeutung gewinnt sie vor allem durch ihre Zuarbeit zu den
anderen Sektoren der Volkswirtschaft, wie den Agrar-, Industrie-, Dienstleistungssektoren und
dem Sektor der öffentlichen Verwaltung und Politik.
- Der Informationswirtschaft, die ihre Leistungen weitgehend durch die Aufbereitung von
Wissen erzielt, das mit öffentlicher Finanzierung erarbeitet wurde, müssen neue Anreize zur
Gestaltung einer fairen und für sie konkurrenzfähigen Preispolitik gegeben werden.
- Steuerungsbedarf: Auch in der Marktwirtschaft besteht ein erheblicher Steuerungsbedarf
des Staates für den zentralen Bereich der Informationswirtschaft bzw. besteht die Notwendigkeit
zur Schaffung von Anreizen, z. B.
- durch Vorgabe politischer Leitziele, wie z.B. freien und fairen Zugriff auf Information, Bildung von Informationskompetenz für alle,
- durch Entwicklung rechtlicher und standardisierender Rahmenbedingungen, wie z. B. neuer fairer Besteuerungsmodelle oder eines neuen "fair use" im Urheberrecht,
- durch die Förderung von Vorhaben zur Entwicklung innovativer Produkte,
- durch Anforderungen an ein leistungsfähiges Informationsmarketing (als Bringschuld der Fachinformation)
- durch das Schaffen neuer vernetzter Organisationsformen.
- Wissenschaft: Von der fortschreitenden Ökonomisierung von Wissen und Information sind
auch die Bereiche Wissenschaft und Bildung betroffen. So wie es in Kulturstaaten wie Deutschland
mit den Bibliotheken immer gesichert war, so muß auch heute unter den Bedingungen des
fortschreitenden Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechniken und von Multimedia der
freie Zugang der Wissenschaft zu den Ressourcen des Wissens, zu den Produkten und
Dienstleistungen der öffentlichen und privaten, kommerziellen Informationsmärkte unbedingt
gesichert sein.
- Verteilung und Verbreitung von Wissen: Es müssen neue Wege gefunden werden, die es der
Wissenschaft, in Koordination mit den gegenwärtigen Distributoren von Wissen (z.B. Verlagen,
Agenturen, Bibliotheken, Buchhandel) und in Zusammenarbeit mit den Fachgesellschaften und den
jeweiligen internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaften, erlaubt, neue Verfahren der
Direktpublikation, Direktkommunikation und Direktverteilung in großem Stil zu entwickeln, ohne
dabei Qualitätseinbußen gegenüber dem derzeit bestehenden Informations- und Kommunikationsbetrieb
zu erleiden. Es kann nicht sein, daß die Wissenschaft ihre eigenen Produkte von der Wirtschaft
zurückkaufen muß. Informationsmärkte werden zunehmend zu Endnutzer- und Endanbietermärkten, in
Verbindung mit neuen, personalen und technischen Mittlerformen.
- Politik und Verwaltung: Der Bedeutung von Fachinformation für die Bereiche Politik und
Verwaltung muß deutlicher Rechnung getragen werden, damit Rationalität und Effizienz von
politischen und administrativen Handlungen durch die Nutzung von Information gesteigert werden
kann. Die Anstrengungen der Verwaltung, im Rahmen der derzeit favorisierten neuen
Steuerungsmodelle bürgernähere und leistungsstärkere und mit der Wirtschaft koordinierte
Verfahren zu entwickeln, hängen entscheidend davon ab, inwieweit ein leistungsfähiges
Informationsmanagement und entsprechend der Zugriff auf einschlägige Fachinformation realisiert
werden kann. Dieses Informationsmanagement muß zusammengehen mit der Bereitschaft der Verwaltung,
im Sinne einer informationellen Symmetrie auch die Verwaltungsinformation selber für die Bürger
umfänglicher und besser verfügbar zu machen.
- Öffentlichkeit: Die Frage des Zugriffs auf die Informationsressourcen ist die
entscheidende auch für die Fachkommunikationspolitik (s. Punkt 1), und zwar sowohl in nutzender
als auch gestaltender Hinsicht. Die Rolle von Fachinformation zur Bildung von aufgeklärter
Öffentlichkeit im demokratischen Gemeinwesen muß im Zusammenspiel mit den Medien der bisherigen
Massenkommunikation, aber auch durch die Berücksichtigung neuer direkter Formen der Teilhabe der
Bürger am öffentlichen Geschehen, z. B. über elektronische Foren, neu bestimmt und erweitert
werden.
- Kulturauftrag: So wichtig und unverzichtbar die ökonomische und politische Funktion von
Fachinformation auch ist, es darf auf keinen Fall vernachlässigt werden, daß jede Generation
die Pflicht hat, das bis dahin erarbeitete Wissen nachfolgenden Generationen aufzubereiten und
aufzubewahren. Nicht umsonst baut die UNESCO derzeit weltweit nach den erfolgreichen Programmen
des Weltnatur- und Weltkulturerbes ein Programm "Memory of the World" auf. Es darf nicht
passieren, wie derzeit dramatisch z. B. bei den großen chemischen Wissensbeständen wie Gmelin
und Beilstein ersichtlich, daß der Staat durch vorschnelle Privatisierung sich der Verantwortung
zur kontinuierlichen Bestandssicherung auch nur partiell entzieht. Sicherung von Fachinformation,
Archivierung von Wissen zum Zweck zukünftiger, gegenwärtig vielleicht noch unbekannter Nutzung
ist eine der zentralen Kulturaufgaben.
- Informations- und Medienkompetenz: Unter Anerkennung der grundsätzlichen Zuständigkeit
der Länder für Angelegenheiten von Aus- und Weiterbildung muß sich eine neue Informationspolitik
verstärkt um die Entwicklung von Informations- und Medienkompetenz auf allen Ebenen der
Ausbildung und in allen Bereichen der öffentlichen und privaten Weiterbildung kümmern. Hierzu
gehört ebenfalls die Bereitstellung der entsprechenden technischen Infrastruktur und Lehr- und
Lernmittel, aber auch die Weiterqualifikation der Ausbilder, Lehrer, Hochschullehrer selber.
Nicht der Informatikführerschein allein ist das Ziel von Informationskompetenz, sondern die
Bildung von Urteilskraft zur Einschätzung und Selektion von überbordender Information aus w
eltweiten heterogenen Quellen. Deren Zuverlässigkeit ist durchaus nicht immer bekannt.
Entsprechend müssen nachvollziehbare Verfahren der Qualitätssicherung entwickelt werden.
- Transparenz: Fachinformation geht alle gesellschaftlichen Bereiche an. Eine neue
Fachinformationspolitik muß daher stärker als bisher auf Transparenz und Mitwirkung aller dabei
beteiligten Gruppen ausgerichtet sein. Zweckmäßigerweise sollte dabei das BMBF weiterhin die
koordinierende und stimulierende Rolle spielen. Es müssen dabei neue Formen entwickelt werden,
durch die in der allgemeinen Öffentlichkeit, in den Fachgesellschaften, in den Medien, in den
Organisationen der Informationswirtschaft und in den vielen gesellschaftlichen Gruppierungen bis
hin zu den Bürgerbewegungen das Bewußtsein für die Wichtigkeit von Fachinformation und für die
Verantwortung der Gestaltung des Fachinformationsgebietes auch gestärkt wird im internationalen
Maßstab, z. B. zur Überwindung der Barrieren zwischen informationsarmen und informationsreichen
Ländern.
- Informationseinrichtungen: Zur Leistungsfähigkeit der Fachinformation gehören ihre
Infrastruktur und die in den letzten ca. 25 Jahren eingerichteten Fachinformationseinrichtungen
/-zentren. Deren Rolle ist in den letzten Jahren in erster Linie durch kaum weiter begründete
Rationalisierungs- bzw. Privatisierungsanforderungen der Fachinformationspolitik in Frage
gestellt worden. Die anstehende Transformation der Institutionen des Fachinformationsgebietes
muß sehr vorsichtig und nach den Ergebnissen einer transparenten, öffentlichen und weitgehenden
Konsensdebatte geführt werden.
- Infrastruktur: Die gegenwärtig unbefriedigende politische Situation des
Fachinformationsgebietes ist auch darauf zurückzuführen, daß sich die Politik des Instruments
einer Infrastruktureinrichtung des Informationsgebietes selber durch Auflösung der Gesellschaft
für Information und Dokumentation (GID) beraubt hatte. Seitdem beruhen politische Zielfindung,
Politikberatung und die Wahrnehmung der vielfältigen informationellen Infrastrukturaufgaben und
Öffentlichkeitsarbeit, auch bezüglich der Koordination in Europa, auf eher zufälligen Kontakten
und sind kaum in der Öffentlichkeit nachvollziehbar. Es sollte Aufgabe der
Fachinformationspolitik sein, herauszuarbeiten, unter welchen Bedingungen - jenseits eines heute
gänzlich unangebrachten Zentralismus, aber auch jenseits einer zersplitterten Beliebigkeit -
eine leistungsfähige, vernetzte, und für Kontinuität und Transparenz sorgende
Fachinformationsinfrastruktur geschaffen werden kann.
Der Arbeitskreis erarbeitet derzeit einen konkreten Maßnahmekatalog, die der Umsetzung der hier
formulierten Eckwerte dienen sollen. Er will die SPD-geführte Bundesregierung bei der
Erarbeitung eines modernen und wirksamen Fachinformations- und Fachkommunikationskonzeptes
beratend begleiten.
Berlin, im August 1999
* Dieses Papier entstand in Zusammenarbeit mit meinen Mitarbeitern Nermin Fazlic und Johannes Kollbeck und basiert auf den Ergebnissen der Beratungen des Expertenkreises "Zukunft der Fachinformation", an dem teilgenommen haben: Dr. Michael Braun, Prof. Dr. Rafael Capurro, Prof. Dr. Peter Diepold, Prof. Dr. Eberhard Hilf, Prof. Dr. Rainer Kuhlen, Dr. Jürgen Lorenz, Vera Münch, Hans Nerlich, Dr. Marc Rittberger, Prof. Dr. Wolffried Stucky, u.a. (Stand: 09.09.1999).
Wir danken den Teilnehmern des Expertenkreises "Zukunft der Fachinformation" für die gute
Zusammenarbeit, das große Engagement und die vielen wertvollen Anregungen.
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