Jörg Tauss, MdB


Rede DBB/ EU- Konferenz:

Nichtredigierte und korrigierte Bandabschrift 5. Mai 1997, Wissenschaftszentrum Bonn

"Auswirkungen der Informationsgesellschaft auf die Arbeitswelt"

Vor zwei Jahren bin ich um die Weihnachtszeit in den Urlaub geflogen. Meine Flugzeuglektüre war das HANDELSBLATT, das von 500.000 möglichen neuen Arbeitsplätzen in der Informationsgesellschaft sprach. Als ich zurückflog, las ich in einem anderen Blatt davon, daß Herr Bangemann von 10 Millionen neuen Arbeitsplätzen - allerdings für Europa - ausginge. Irgendwo hat sich, wodurch auch immer, zwischen Weihnachten und Neujahr an der Jahreswende 95/ 96 ein Beschäftigungswunder abgespielt. Immerhin hat Herr Bangemann zwischenzeitlich eingeräumt, daß er von 10 Millionen Arbeitsplätzen sprach, die von der Einführung neuer IuK- Technologie betroffen sein würden. Dafür geht Herr Rexrodt jetzt von 1,5 Millionen neuen Arbeitsplätzen für Deutschland aus.

Sie sehen: So ganz übersichtlich geht es bei der Prognostiziererei nicht zu. Deshalb hat das Ifo-Institut, von dem beispielsweise die Zahl 1,5 Millionen stammt, auch eingeräumt, daß es sich hierbei um die günstigste Annahme handele. Deshalb sei es dringend erforderlich, die Angelegenheit etwas gründlicher zu untersuchen. Eine Forderung, die ich unterstreiche, der aber die Bundesregierung und wohl auch die Verantwortlichen in Europa bisher leider noch nicht nachgekommen ist.

Die Prognose ist auch nicht ganz einfach. Selbstverständlich gibt es wie immer im Leben zwei Seiten einer Medaille. Was auf der einen Seite zu neuen Jobs führen kann, erhöht auf der anderen Seite möglicherweise das Rationalisierungspotential. Ich will deshalb im Verlauf meines Vortrages auf drei Punkte zu sprechen kommen:

1. Wo liegen die Beschäftigungschancen und die Risiken?
2. Unter welchen Bedingungen können Risiken minimiert und Chancen genutzt werden?
3. Welche Aufgaben haben wir bei der Gestaltung der Informationsgesellschaft?

  1. Alle mir bekannten Untersuchungen, beispielsweise das bereits erwähnte Ifo-Gutachten im Auftrag des BMWi oder die Dokumentation von Arthur D. Little für das BMBF, gehen davon aus, daß sich die wesentlichen Veränderungen im Dienstleistungsbereich abspielen werden. Dies betrifft sowohl den Ab- als auch den Aufbau von Arbeitsplätzen.

    Beim Stellenabbau werden vorwiegend die Bereiche Handel, Touristik, Finanzdienstleistungen und, hier wohl besonders interessierend, der Staat als betroffen genannt.

    Beim Stellenaufbau werden die Bereiche Logistik, sonstige Dienstleistungen - z. B. in der Softwarebranche, aber zumindest teilweise in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Gesundheit -, zugleich aber auch wieder der Staat genannt, wenngleich bei den letztgenannten Bereichen sicher auch private Dienstleistungen weiter an Bedeutung gewinnen dürften.

    Die Informationsgesellschaft wird die Beschäftigungsstruktur also mit allen Folgen, auf die wir kaum vorbereitet sind, also weiter kräftig durcheinander wirbeln. Ganz generell geht Arthur D. Little mit anderen davon aus, daß es bei den sogenannten TIME-Anwendungen zu den wesentlichsten Beschäftigungszuwächsen kommen wird.

    TIME steht dabei für Telekommunikation, Informationstechnologie, Medien und Elektronik.

    Es kann weiter davon ausgegangen werden, daß sich der Faktor Information im Wortsinne der Informationsgesellschaft neben Arbeit, Boden und Kapital zum vierten Produktionsfaktor entwickelt.

    Gleichzeitig wird Information selbst zum Produkt. Die Ware Information verdrängt teilweise physikalische Produkte und trägt ihrerseits selbst zu einem Teil oder auch ganz zur Wertschöpfung in einem Unternehmen und in der Gesellschaft bei. Arbeitsplätze gehen also dort verloren, von physikalische Produkte erstellt werden und werden dort gewonnen, wo die Ware Information gefertigt wird.

    Da aber die höchst flüchtige Information aber natürlich beliebig an jedem Platz der Welt erstellt und in Bruchteilen von Sekunden über Computernetze wie das Internet auch als Ware verteilt werden kann, wird es wohl einen heftigen weltweiten Wettbewerb darum geben, wer welche Information am schnellsten zugunsten des eigenen Betriebs oder der eigenen Volkswirtschaft verwerten bzw. selbst erstellen kann. Nicht der Größte, wahrscheinlich auch nicht der Billigste, sondern der Schnellste wird in der globalen Informationsgesellschaft überleben.

    Dies kann übrigens durchaus auch zu einer Stärkung regionaler Märkte führen, so wie insgesamt nach meiner Überzeugung davon ausgegangen werden kann, daß eine verstärkte regionale wirtschaftliche Entwicklung eine Antwort auf die gleichzeitig stattfindende Globalisierung sein wird. Hierfür gibt es ein gutes Beispiel:

    In der Nähe von Stuttgart entsteht beispielsweise eine neue Computerfabrikation mit dem Ziel, einen Computer binnen 24 Stunden nach dem individuellen Wunsch der Kunden zu fertigen. Dies macht zweierlei deutlich:

    Erstens ist die These daß Fertigung in Deutschland in der Informationsgesellschaft ausgedient hat ist Unfug, auch wenn selbstverständlich das verarbeitende Gewerbe keine Zuwächse an Arbeitsplätzen mehr im früher bekannten Maß bringen wird und eher noch weitere Arbeitsplätze abbauen wird.

    Zum zweiten macht das Beispiel deutlich, wie grotesk es ist, sich von der Industriegesellschaft in irgendeine imaginäre Dienstleistungsgesellschaft absetzen zu wollen, so wie früher aus der Agrargesellschaft die industrielle Gesellschaft entstanden ist. Das Beispiel macht vielmehr deutlich, daß Produktion selbst zur Dienstleistung wird: Nämlich eben binnen 24 Stunden kundenspezifisch zu fertigen. Dann kann ich übrigens auch nicht auf Teile angewiesen sein, die per LKW erst durch ganz Europa gondeln. Just-in-Time-Konzepte werden sich wieder ändern. Fertigungstiefe wird an einzelne Produktionsstandorte dann zurückgehen müssen. Nehmen Sie an, mein Computerbeispiel würde auf die Automobilindustrie übertragen. Innerhalb von 24 Stunden wäre kein Computer sondern ein Auto zu fertigen, oder innerhalb ganz kurzer Zeit eine via Internet bestellte und auf eigene Maße gefertigte Jeans etc. etc.

    Eine Bestätigung meiner Behauptung, daß also Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft miteinander eher verschmelzen als sich gegenseitig ablösen werden, findet sich übrigens sehr schön auch in der Automobilindustrie. 50% der Herstellungskosten eines Fahrzeugs gehen heute nicht auf die Fertigung und nicht auf die furchtbar teuren deutschen Arbeiter zurück sondern schon jetzt auf die Kosten für Marketing, Vertrieb, Werbung, Software etc. , also Dienstleistung, zurück. Vielleicht läßt sich unter dem Eindruck dieser Beispiele auch endlich die unglaublich oberflächliche und vorwiegend an Eigeninteressen geführte Diskussion über den Standort Deutschland wieder vom Kopf auf die Füße stellen.

    Und wer sich bisher nur die Automobilindustrie und die klassische Fertigung als das Maß aller Dinge und des deutschen Exports vorstellen kann, und hierfür finden wir ja nicht nur in Niedersachsen prominente Beispiele, sollte seinen Blick in die USA richten.

    In den USA hat sich die Automobilindustrie nach Jahren der Krise durchaus wieder ordentlich erholt. Volkswirtschaftlich hat aber Hollywood heute eine größere Bedeutung als die verbliebene gesamte amerikanische Automobilindustrie. Kein vernünftiger Mensch käme deshalb in den USA auf die Idee, daß deshalb die Automobilindustrie überflüssig geworden sei. Ich will dies auch nicht tun. Aber dieser riesige Industriezweig wurde eben um einen Exportschlager ergänzt - und der heißt Medien und Film, wie sich ja am abendlichen Fernseher täglich trefflich beobachten läßt. Ca. 6.000 Filme werden in Deutschland jährlich ausgestrahlt - aber keine 10% davon werden in Deutschland oder in Europa hergestellt. Sie werden bekanntlich in milliardenteuren Paketen in Hollywood eingekauft. Nun werden wir schon wegen des von uns zu bedienenden Sprachraums kein vergleichbares deutsches Hollywood bekommen. Aber unsere Marktanteile könnten sich hier schon steigern lassen.

    Dies gilt besonders in einer Zeit, in der bekannte Medien von Zeitung, Buch bis Fernsehen auch via Internet zu einem Medium verschmelzen werden. Der Begriff "Multi-Media" ja deshalb etwas irreführend. Denn Kennzeichen der Entwicklung ist ja nicht das "Multi" sondern eben dieses Verschmelzen. Multi-Media wird keines der bekannten alten Medien verdrängen aber eben vieles zu "EINEM" Medium über das Rückgrat der Informationsgesellschaft, das Internet, miteinander verschmelzen lassen. Aus diesem Grunde sind heute schon viele klassische Medienhersteller, die noch nicht einmal über eine Email-Adresse verfügen, heute schon tot, ohne daß sie es schon wissen. Ein Verlag, der sich nicht schon jetzt um CD-Roms kümmert, dürfte in Zukunft allenfalls Nischenchancen haben. Bill Gates hat übrigens angekündigt, weltweit größter Verleger werden zu wollen. Sie sehen schon an diesem Anspruch, was hier alles in Bewegung ist.

    So konnte ich kürzlich die neue Ausgabe eines medizinischen Lehrbuchs auf Papier betrachten. Da gab es wie früher auf Seite X beispielsweise ein Bild vom menschlichen Herzen und natürlich anderer Organe. Da gab es aber auf der dazugehörenden CD-Rom auch zusätzlich die Möglichkeit, dieses Herz von allen Seiten zu betrachten, zu drehen, von innen zu sehen, in Ansichtsscheiben durch Muskulatur und Herzkammern zu teilen. Know-How und Fachwissen auf diese Weise auch auf neue Medien zu übertragen wird wohl eine der Arbeitsplatzchancen für jüngere und qualifizierte junge Leute werden. Stellen Sie sich eine Übertragung des heute vorhandenen Wissens auf CD-Rom vor.

    Solche CD-Roms und weiterentwickelte Expertensysteme werden uns dann in vielen Bereichen unterstützen. Ärzte und Rechtsanwälte werden in ihren Praxen, Richter in den Gerichten usw. bei der Findung von Diagnosen, Urteilen und Strafmaßen durch solche System unterstützt werden.

    Und genau hieraus ergeben sich die Chancen für Wertschöpfung und neue Jobs in vielen Bereichen. Wenn wir die Chancen nutzen. Im Moment sehe ich das leider noch nicht, komme aber darauf noch zu sprechen. Ich komme zu den Problemen, bei denen wir uns noch selbst im Wege stehen.

  2. Wie üblich beurteilen wir nämlich auch das Internet aus einer sehr kritischen Perspektive. Für alle bei uns, die noch nie damit zu tun hatten, ist es der Hort von Kinderpornographen und/ oder Nazis schlechthin. Kinder - so hörte ich kürzlich in einem Vortrag - seien vor den schädlichen Einwirkungen des Computers zu schützen. Computer seien das Ende aller Pädagogik etc. Und so werden und wurden wir - zum Glück noch nicht in der Informatik, aber in der Nutzung - bereits zum Internet-Entwicklungsland. Wir hinken bei der Nutzung hinter Staaten wie den USA und Kanada, aber auch hinter Großbritannien und so bedeutenden Industrienationen wie Island hinterher. An der internationalen Internet-Diskussion beteiligt sich die Bundesregierung bisher nicht oder nur unter dem Gesichtspunkt, wie irgendwelcher Schmuddelkram aus dem Netz verbannt werden kann. Standards und Normen werden anderswo entwickelt.

    Herr Rüttgers und die Ministerpräsidenten wollen nun sogar in der irrigen Annahme, mit nationalen Maßnahmen internationale Standards setzen zu können, mit ihrer Multi-Media-Gesetzgebung ab Herbst dem Internet-Entwicklungsland Deutschland die weltweit dichteste Regulierung bescheren.

    Damit gefährden sie, um es hier einmal nicht höflich aber dafür umso deutlicher zu sagen, nicht nur die deutsche Informations- und Kommunikationstechnologie, sondern schlichtweg Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft und damit die Arbeitsplatzchancen, von denen ich sprach. Sie unterliegen der unglaublich überheblichen Fehleinschätzung, hier regulieren zu können und Maßstäbe zu setzen. Das Gegenteil ist der Fall: Wir behalten dann die Risiken und vertreiben die Chancen.

    Deutschland ist - übrigens auch hier entgegen dem Gerede vom schlechten Standort - noch immer Exportweltmeister. Pro Kopf der Bevölkerung sogar mit weitem Abstand. Aber wir sind es vor allem bei den traditionellen Produkten wie Autos und Maschinen, was hoffentlich auch so bleibt. In der IuK-Technologie haben wir keine annähernd adäquate Bedeutung. In der Softwareindustrie gibt es mit SAP nur ein weltweit bedeutendes Unternehmen. Der Internet- Traffic erfolgt zu 80% in den USA. Es gibt keine vergleichbare deutsche oder europäische Internet-Struktur, was uns in eine dramatische Abhängigkeit zu den USA bringen kann.

    Unsere Technologieleistungsbilanz wird zudem schleichend negativ. Wir importieren schleichend immer mehr Technologie als wir exportieren können . Das ist die eigentliche schlimme Bedrohung des Standorts Deutschlands ohne natürlich Reformbedarf in anderen Bereichen zu leugnen zu wollen. Aber die Exportnation Nr. 1 wird auch bei ihren heut noch starken Produkten nicht lange Exportnation bleiben können, wenn sie die für ihre Exporte notwendige Technologie bei anderen einkaufen muß. Wer für die eigenen Produkte Technologie einkaufen muß, verlagert nämlich auch sein Know-How nach außen und gibt seine strategischen Produktplanungen sozusagen am offenen Weltmarkt bekannt.

    Arthur D. Little spricht uns bei der Entwicklung der Informationsgesellschaft unter dem Gesichtspunkt von Netzinfrastruktur, Nutzung und Anwendungen im internationalen Vergleich gerade noch einen mittleren Platz zu - weit hinter den USA. Wiederum auf die klassischen Produkte Maschinenbau und Kfz übertragen bedeutete dies für uns, daß wir unsere Exportweltmeisterschaft weit eingebüßt hätten. Das Thema kann also nicht ernst genug genommen werden.

    Und gerade in dieser Situation erlauben wir uns übrigens als einziges bedeutendes Industrieland dieser Welt auch noch einen Rückgang unserer Investitionen in Bildung und Forschung. Dies ist geradezu ein Verrat an der jungen Generation und ihre Zukunft, meine Damen und Herren.

    Gleichzeitig basteln wir, um es zu wiederholen, nicht nur an der weltweit absurdesten Internet- Regulierung, die an vielen Stellen in der Fachwelt Entsetzen oder - zumindest in den USA - große Heiterkeit bis Kritik auslöst. Es soll, wie Sie in der letzten Woche der Presse und auch der heutigen Ausgabe des SPIEGEL entnehmen können, nach dem Willen des Herrn Kanther nun auch noch die Datensicherheit auf dem Altar vermeintlicher Kriminalitätsbekämpfung durch eine Kryptoregulierung geopfert werden. Kryptographie ist Grundlage von Datensicherheit.

    Eine solche Regulierung wird - auch wenn sie harmlos verkauft wird - nicht zu weniger sondern zu mehr Kriminalität bis hin zum Datenterrorismus führen. Damit werden wir nicht die Kriminellen außer Landes treiben sondern Wirtschaftsspione an den offenen Gabentisch unserer Industrie laden. Der Wettbewerb kennt bekanntlich keine Freunde und Verbündeten.

    Wir würden die deutsche Kryptoindustrie, die übrigens kulturell sehr gut zu uns paßt, völlig unnötig blockieren. Datensicherheit wird ein wichtiger Markenartikel und ein Exportartikel erster Güte in der Informationsgesellschaft sein. Da geht es in der globalen Informationsgesellschaft nicht um Krimskrams sondern um eine Milliardengeschäft. Risiko lieben wir Deutsche nicht so sehr. Siehe das traurige Kapitel Risikokapital. Auch wenn hier dringend für junge Unternehmen etwas geschehen muß werden uns die Amerikaner wohl überlegen bleiben. Aber warum sollten wir uns nicht bemühen, das bei uns so positiv besetzte Wort Datensicherheit und übrigens auch Datenschutz zu einem weltweit führenden Markenartikel "Made in Germany" zu machen? Genau diese Chance vertun wir, wenn wir aus Angst vor Kriminellen jetzt die Entwicklung und Anwendung kryptografischer Verfahren blockieren.

    Das erste was wir also für unsere künftigen neuen Arbeitsplätze in der Informationsgesellschaft tun sollten ist, nicht Sonntags über Regulierung zu jammern um Montags bis Freitags alles bis ins Unsinnige zu regulieren. Selbstverständlich brauchen wir in der Informationsgesellschaft ein vernünftiges Maß an Regulierung und auch an Deregulierung. Dies betrifft auch die Arbeitswelt.

  3. Und damit komme ich zu

  4. Welche Aufgaben haben wir bei der Gestaltung?

    Sie haben sich evtl. gewundert, daß ich mich bei dem Thema "Arbeit in der Informationsgesellschaft" nicht dem Thema Telearbeit zugewandt habe. Ich halte dies für ein wichtiges aber lösbares Problem. Viel wichtiger wird die Frage sein, wie sich der Betriebsbegriff und der Arbeitnehmerbegriff weiter entwickeln wird. Denn an diesen Begriffen machen sich viele Dinge fest, die uns in Deutschland vertraut sind. Das geht vom Kündigungsschutz bis zur sozialen Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Krankheit und Alter. Nun hoffen viele, über die Informationsgesellschaft auch den Sozialstaat zu Grabe tragen zu können. Doch wenn Staat überhaupt einen Sinn machen soll, ist es doch der, für eine stabile Sozial- und eine Rechtsordnung zu sorgen. Die Mechanismen der sozialen Absicherung müssen überarbeitet werden, damit nicht für die einzelnen Erwerbstätigen unzumutbare Risiken entstehen.

    Wenn aber in der globalen Informationsgesellschaft die Durchsetzung von Recht und sozialer Sicherheit auf dem Spiele steht, wird es höchste Zeit, die Debatte über die Zukunft des Staates zu führen. Wenn virtuelle Unternehmen global und lokal beliebig agieren, genügt es nicht, die daraus erfolgende Unmöglichkeit zu beschwören, überhaupt noch Steuern für staatliche Aufgaben eintreiben zu können.

    Um diese Herausforderungen angehen zu können, bedarf es jetzt vor allem deren Erkennens. Vieles wird sich nicht im nationalen Bereich lösen lassen. Aber schon sich national darüber zu verständigen, was international geregelt werden muß, ist ein unglaublich wichtige Aufgabe.

    Schon deshalb haben Kongresse wie der Ihre auch ihre wichtige Bedeutung. Sie leisten entscheidende Beiträge, überfällige Debatten anzustoßen. Wir müssen unsere bisherige Selbstüberheblichkeit überwinden, mit dem Vergraben von milliardenteuren Kabelnetzen und mit etwas "Schulen ans Netz" für die junge Generation hätten wir unsere nationalen Aufgaben bereits gelöst. Bei der Frage, was wir mit den Netzen anfangen wollen und müssen und wie wir die Schülerinnen und Schüler auf die Informationsgesellschaft vorbereiten müssen, geht die eigentliche Aufgabe erst los.

    Denn weder mit "Alles wird gut!" noch mit "Kommt ja doch!" werden wir den Problemen gerecht.


[Hauptseite]   [Zur Person]   [Wahlkreis]   [Bundestag]   [Kontakt]   [Links]