Anläßlich des technischen Zustands deutscher Botschaften fordert der für die Informations- und Kommunikationstechnologie zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss:
Das Zeitalter von Multimedia, interaktiven Medien und modernen Online-Diensten darf gerade an den deutschen Vertretungen im Ausland wie Botschaften, Generalkonsulaten und Goethe-Instituten nicht vorbeigehen.
Bei der vielbeschworenen Offensive für das "Produkt Deutschland" mit elektronischen Medien in der Welt ist das bereits vorhandene Netzwerk von deutschen Institutionen für den Transfer von Informationen aus und über Deutschland mit Vorrang zu nutzen. Der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland ist klug beraten, ein Programm "Botschaften ins Netz" aufzulegen und hierfür die vergleichsweise geringfügigen finanziellen Mittel bereitzustellen. Dies hat heute in Bonn der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss, Mitglied des Bundestagsausschusses für Bildung, Wissenschaft, Forschung, Technologie und Technikfolgensabschätzung gefordert.
Tauss: Erfreulicherweise werden die enormen Chancen von Multimedia für die Vermittlung eines modernen Bildes von Deutschland in der Welt im Zeitalter von High Tech in jüngster Zeit auch in der Bundesrepublik Deutschland erkannt.
Bedauerlicherweise bleibt es jedoch häufig bei kraftvollen Sonntagsreden und Alibi-Aktivitäten wie der Gründung von Beiräten und Kommissionen für die Auswärtige Kulturpolitik.
Schon die konsequente Nutzung der heute in vielen Industriegesellschaften selbstverständlichen neuen Medien in den deutschen Vertretungen im Ausland bringt einen Gewinn an Informationsaustausch und Kommunikationschancen bei sinkenden Kosten. Vermutlich ist sogar bei deutschen Entscheidungsträgern in Politik und Administration noch zu wenig bekannt, daß der Auslandsrundfunk der Bundesrepublik bereits heute nicht nur mit Radio- und Fernsehprogrammen über herkömmliche Kommunikationstechniken weltweit präsent ist, sondern auch mit einem umfassenden Informationsangebot im Internet und in neuen Datendiensten. Ressourcen der Deutschen Welle werden beispielsweise vom Steuerzahler mit Millionenaufwand finanziert. Sie nicht zu nutzen, darf nicht an der einmaligen Investition für Parabolantennen und Dekoder von wenigen Tausend Mark scheitern, die beispielsweise eine deutsche Botschaft in einem asiatischen Schlüsselland vornehmen müßte. So ist z.B. der deutsche Botschafter in China darauf auch angewiesen, gelegentlich auf den Fernseher des britischen Botschafters zurückzugreifen, weil ihm der Abgeordnete Kinkel aus der Technologieregion Karlsruhe einfachste Technik vorenthält. So erhält der deutsche Botschafter wenigstens Nachrichten der Deutschen Welle in englischer Sprache.
Tauss, der auch in der Enquete-Kommission "Neue Medien" des deutschen Bundestages mitarbeitet: In Zeiten knapper werdender Haushaltskassen darf der deutsche Steuerzahler sicherlich erwarten, daß die neuen Wege in der auswärtigen Medien- und Kulturarbeit nicht nur ständig beschworen, sondern begangen werden.
Die Bundesregierung hat 1996 das Programm "Information als Rohstoff für Innovation" beschlossen. "Herr Bundesaußenminister, greifen Sie zu", so Tauss.